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Wie man anderswo in der EU Wölfe jagt

30.03.2021, 17:18 | Meldungen

Wölfe sind in der EU eine streng geschützte Tierart. Wolfsfans, manche staatlichen Stellen und Tierschutzorganisationen, die den Wolf als sprudelnde Geldquelle nutzen, behaupten, dass EU-Recht die Bejagung des Wolfes bzw. die begründete Entnahme von Einzeltieren grundsätzlich verbiete. Diese Behauptung ist aber faktenfern, wie eine empirische Betrachtung der Realitäten innerhalb der EU verdeutlicht.

Mehrere Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit zum Teil deutlich weniger Wölfen als Deutschland managen aktiv ihre Bestände. Das zeigen eine Zusammenstellung des Dachverbands der europäischen Jagdorganisationen (FACE) in Brüssel sowie eigene Recherchen in den EU-Mitgliedsstaaten. Benutzt wird dafür unter anderem das Instrument der „Derogation“, also der teilweisen Aufhebung des generellen Wolfsschutzes durch eine begründete Ausnahmegenehmigung.

In Bulgarien gehört der Wolf zum jagdbaren Wild und kann ohne Abschussplan ganzjährig bejagt werden. Eine Schonzeit von April bis Juni ist derzeit in der Diskussion. In Estland gibt es 20 bis 30 Rudel, und es gilt eine Jagdzeit von November bis Ende Februar. Wie die anderen beiden baltischen Staaten hat Estland offenbar beim EU-Beitritt einen Vorbehalt angemeldet. 

In Finnland unterscheidet man zwischen Gebieten, in denen Rentiere gehalten werden, und dem übrigen Finnland. Reißen die Wölfe Rentiere, werden Abschüsse genehmigt. Zwischen 2011 und 2020 wurden 127 Grauhunde in den Rentiergebieten, vor allem in Lappland, und 108 im restlichen Finnland erlegt. Außerdem genehmigte die Polizei 55 Abschüsse oder führte sie selbst durch, zum Beispiel im Fall von angefahrenen Wölfen oder von Tieren, die die Sicherheit gefährden. In den Jahren 2015 und 2016 wurden auf Versuchsbasis sogenannte Managementjagden durchgeführt und 17 bzw. 42 Wölfe erlegt. Die finnische Regierung erstellt derzeit einen Plan zum Wolfsmanagement. Dabei erweisen sich die rechtlichen Regelungen als die härteste Nuss, die es für die eingesetzte Arbeitsgruppe dabei zu knacken gibt. Ein wissenschaftliches Institut arbeitet an der Definition bzw. der Festlegung des „günstigen Erhaltungsstatus“. Die Hoffnung besteht, dass der Managementplan, der neben anderen Instrumenten auch Abschüsse enthalten könnte, noch in diesem Jahr beschlossen wird und in Kraft treten kann. Die Wolfsfreunde im Land haben schon ihren erbitterten Widerstand gegen die Aufweichung des Schutzes angekündigt. Fachleute halten eine Obergrenze von 25 Rudeln für angemessen. Das entspräche etwa 300 Tieren. Finnland ist etwas kleiner als Deutschland und dünn besiedelt.

In Frankreich wurden vergangenes Jahr etwa 90 Wölfe bei der Schutzjagd erlegt. Der Bestand im Lande wird auf 500 Tiere geschätzt. Man will die Weidetiere schützen. Schließlich gehört zum Beispiel der Roquefort-Käse zum kulturellen Erbe und wird nur aus der Milch der Lacaune-Weideschafe hergestellt. Die Bauern im Département Aveyron hatten Alarm geschlagen, wegen Isegrim sei die Produktion des traditionsreichen Blauschimmelkäses gefährdet. Griechenland hat wolfsfreie Gebiete ausgewiesen. Unbekannt ist, ob die Wölfe die entsprechenden Schilder beachten oder wie das ansonsten umgesetzt wird. Lettland kennt eine Jagdzeit von Mitte Juli bis Ende März und vergibt Jagdquoten. 280 Grauhunde wurden 2020 erlegt. Ähnlich wird es in Litauen gehandhabt. Dort beginnt die Jagd auf die rund 400 Wölfe im Land aber erst am 15. Oktober. 

In Rumänien gab es eine liberale Bejagung des mit rund 2.500 Tieren größten Wolfsbestands in der EU. Vor sechs Jahren wurden noch 288 Wölfe erlegt, was nachhaltig war. Eine Koalition aus EU-Kommission, WWF und eine grüne Ministerin beendeten die Jagd. Problemwölfe werden auf Antrag noch freigegeben. 2020 waren das aber weniger als 20. Kenner der örtlichen Verhältnisse sind überzeugt, dass eine geregelte Bejagung für den langfristigen Erhalt von Canis lupus in den Karpaten besser wäre als ein lebensfremdes Jagdverbot. Doch vor allem der WWF agiert sehr erfolgreich gegen eine offizielle Wiederaufnahme der Jagd. In der Slowakei ist der Wolf zwar eine geschützte Tierart, aber im vergangenen Jagdjahr wurden 50 Wölfe, rund 10% des geschätzten Bestands, für die zehnwöchige Jagdzeit freigegeben. Das zuständige Ministerium wird aber von der grünen Partei geführt, und die will im nächsten Jagdjahr keine Wölfe freigeben. Schweden gibt seit langem jedes Jahr eine gewisse Anzahl von Wölfen frei. Die Jagdquote (25 in 2017) wird meist innerhalb weniger Tage erfüllt. Der Reichstag hatte 270 Wölfe als obere Bestandsgrenze festgelegt. Andere Quellen sehen 300 Einzeltiere bzw. 30 Rudel als günstigen Erhaltungszustand an. Es gibt weiterhin aber mehr Wölfe im Land, nach Erhebungen der Behörden etwa 370 Tiere. Gegen die Jagdquote wird von Jagdgegnern regelmäßig geklagt. Auch die EU meckert, bislang erfolglos. In Stockholm sieht man sich in Übereinstimmung mit dem EU-Recht. 

In Spanien sind Wölfe überall geschützt mit Ausnahme des Nordwesten des Landes. Allerdings leben dort auch 90% aller iberischen Wölfe. Jährlich sollen in den verganegenen Jahren um die 400 Wölfe legal erlegt worden sein. Auf Druck urbaner Tierschutzorganisationen, vor allem des WWF, soll der Totalschutz jetzt auch auf diese Region ausgedehnt werden. Als Ergebnis wird öffentlich heftig gestritten. Bauernorganisationen sehen das Ende der Viehzucht gekommen und sprechen davon, dass die Regierung den Bauern den Krieg erklärt hat. Bei der letzten Zählung von 2012 wurden in Spanien 2.000 bis 2.500 Wölfe festgestellt. 

Das Bundesamt für Naturschutz in Bonn beziffert den aktuellen Wolfsbestand in Deutschland mit 128 Rudeln, 35 Paaren und zehn Einzelgängern. Nach Hochrechnungen des DJV lebten bereits im vergangenen Frühjahr um die 1.800 Wölfe in Deutschland. Bei einer jährlichen Zuwachsrate von etwa einem Drittel jährlich dürften es derzeit deutlich über 2.000 Tiere sein. Damit steht Deutschland an Platz 3 in Europa, aber voraussichtlich nicht mehr lange. Wenn es so weitergeht, dann haben wir Rumänien mit seinem dünn besiedelte Karpatenurwald und Spanien bald überholt. rdb

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