Weltweit kann man in den schönsten Revieren mit dem Bogen waidwerken. Aber es sind gar nicht unbedingt die exotischen Wildarten, die es dem Bogenexperten angetan haben. Besonders das heimische Rehwild ist jagdlich eine der größten Herausforderungen, die Europa zu bieten hat.
Text: Chris Eberhart
Fotos: Christof Amtmann, Lars Lipke, Chris Eberhart
Nur ein paar Kilometer vom Rhein entfernt, aber schon auf französischem Gebiet, komme ich bei einem meiner Lieblingsjagdgebiete an. Der große Forst befindet sich in einem der wenigen Gebiete, wo man, mindestens zum Teil, Deutsch spricht und wo Bogenjagd erlaubt ist.
Der erste Ansitz führt mich zu einer uralten Eiche, in der ein Treestand schon bereit hängt, an den Waldrand einer kleinen Wildwiese. Umgeben von dichtem Auwald und frisch überwachsenen Kahlschlägen, ist dies ein Platz, der dem Wild als Durchzugsgebiet und Äsungsziel dient. Jede Menge Fegestellen, Wechsel und sogar ein Paar kleine Suhlen findet man auf kleiner Fläche. Wenn das kein idealer Einstand für einen Bock ist!
Rehe sind ein großartiges Wild, klein, unauffällig, vorsichtig, und fast überall in Europa anzutreffen. Obwohl es manchmal bei Gewehrjägern aufgrund der möglichen weiten Schussdistanzen als nicht besonders schwierig zu bejagen gilt, stellt das Reh eine extreme Herausforderung für den europäischen Bogenjäger dar. Die große Schwierigkeit besteht darin, nah genug an diesen extrem vorsichtigen Wiederkäuer heranzukommen. Junge Rehe werden selbst für so kleine Raubtiere wie den Fuchs zum Beutetier, und deshalb scheint es so, als fehle ihnen ein Hauch Selbstbewusstsein, den größere Hirscharten manchmal vermitteln. Manchmal genügt schon eine von Baum herabfallende Eichel, um einen ausgewachsen Rehbock eilig ins nächste Dickicht abspringen zu lassen. Diese Eigensch...