Jagdzeit jetzt
Newsletter Anmeldung
Die Abmeldung vom Newsletter ist jederzeit möglich.

Alpensteinböcke in Österreich ausgewildert

21.07.2021, 14:34 | Meldungen

15. Juli 2021

Tiergarteninformation 30/2021

Alpensteinböcke in Österreich ausgewildert

Am gestrigen Mittwoch, 14. Juli 2021, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiergartens der Stadt Nürnberg sechs Alpensteinböcke (Capra ibex) aus dem Tiergarten im österreichischen Lessachtal ausgewildert. Derzeit gibt es dort keine Steinböcke mehr. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Alpensteinbock als das Symboltier der Alpen sogar in ganz Österreich ausgerottet. „Auswilderungen gehören ganz klar zu den absoluten Höhepunkten unserer Arbeit, machen aber nur einen sehr kleinen Teil der Arten- und Naturschutzarbeit von Zoos aus“, so JörgBeckmann, Zoologischer Leiter und Vizedirektor des Tiergartens Nürnberg. Bei der Auswilderung, an der noch drei weitere Steinböcke – vom Alpenzoo Innsbruck und privaten Haltern – dabei waren, wurden auch die drei Männchen und drei Weibchen aus Nürnberg mit einem Helikopter zum Auswilderungsort auf der Wasserfallalm oberhalb der Baumgrenze geflogen. Nachdem die neun Kisten geöffnet wurden, sind die ein- bis zweijährigen Tiere nach kurzer Orientierung arttypisch bergauf in das höher gelegene, Sicherheit bietende felsige Gelände gestiegen. Doch die Steinböcke bleiben unter Beobachtung. Die Tiere erhielten gut erkennbare Ohrmarken mit Nummern, die sich auch aus großer Entfernung mit einem Beobachtungsfernrohr, einem Spektiv, ablesen lassen. So können die Herkunft und der Verbleib der Steinböcke nachverfolgt werden, auch wenn sie abwandern sollten und zum Beispiel Anschluss an die bereits bestehenden Kolonien im Göriachtal und im Gasthofgebirge finden. Das Ziel des Auswilderungsprojekts ist es, die einzelnen Vorkommen miteinander zu verknüpfen.

Bei solchen Projekten bringt man nicht nur den Steinbock zurück in seinen angestammten Lebensraum, man fügt Seite 2 von 2 dadurch auch wieder ein Mosaiksteinchen ins Ökosystem ein, das der Mensch entfernt hatte.„Ausfallendes Winterfell nutzen andere Arten zum Nestbau, Insekten verwerten den Kot der Tiere, Kadaver und Knochen verendeter Steinböcke dienen zum Beispiel Kolkraben und Bartgeiern als Futter. Dadurch können Kreisläufe wieder geschlossen werden“, so Beckmann weiter. Es gilt als gesichert, dass der Tiergarten Nürnberg seit Mitte der 1960er Jahre reine Alpensteinböcke hält. Bereits seit 1995 beteiligt sich der Zoo mit nachgezüchteten Alpensteinböcken an Auswilderungsprojekten im Nationalpark Hohe Tauern und im Naturpark Zillertal. 2021 kam das Auswilderungsprojekt im Lessachtal in Österreich hinzu. Praktisch alle Steinbockvorkommen im Alpenraum außerhalb vom Gran Paradiso Nationalpark in Italien gehen auf erfolgreiche Auswilderungen zurück. Die Steinbockauswilderungen in den Alpen gehören somit zu den Erfolgsgeschichten der Erhaltungszucht durch Zoos und Wildparke. Lebten Anfang des 19. Jahrhunderts nur noch rund 100 Steinböcke im heutigen Gran Paradiso, sind es heute im gesamten Alpenraum laut Weltnaturschutzunion IUCN wieder rund 53 000 Tiere. Auch interessant: Alpensteinböcke waren schon von jeher auch Fleischlieferanten für die Menschen in den Alpen. So hat Steinbockfleisch und vor allem dessen energiereiches Fett vor rund 5 300 Jahren zur letzten Mahlzeit der 1991 in den Ötztaler Alpen (Südtirol) gefundenen Gletschermumie Ötzi gehört.

Mit freundlichen Grüßen, Tiergarten der Stadt Nürnberg

i.A. Dr. Nicola A. Mögel Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation

Stadt Nürnberg Tiergarten

Herausgeber
Tiergarten Nürnberg Am Tiergarten 30 90480 Nürnberg
Tel.: +49 (0)9 11 / 54 54-6
Fax: +49 (0)9 11 / 54 54-8 02
tiergarten@stadt.nuernberg.de
www.tiergarten.nuernberg.de

Leitung
Dr. Dag Encke

Weitere interessante Artikel

Ob hoch oder runter – der Schuss im Gebirge

bergjagd
Bernd Kamphuis | 8 Min. Lesezeit
Aus zweierlei Sicht ist der Schuss im Gebirge anders als der vom Hochsitz aus. Zum einen muss man sich bei der Pirsch mit immer neuen, unterschiedlichen Situationen auseinandersetzen und individuell reagieren. Des Weiteren muss man sich auf sehr winklig anzutragende Schüsse und ihre speziellen Er...

AFRIKA – Ahmed of Marsabit

afrika elefant präparation
Wolfgang Schenk | 5 Min. Lesezeit
Große Elefanten haben oftmals eine Geschichte. Einer dieser „Großen“ war Ahmed, der in Kenia lebte. Unser Autor hat Ahmed zu Lebzeiten gekannt – und den Elefant nach seinem Ableben unsterblich gemacht. Eines Morgens im Jahr 1974 fanden die Ranger Ahmed tot im Bergwald von Marsabit. Schnell verbre...

Der Ernstfall – Aufgespießter Bogenjäger

bogenjagd der ernstfall
Dr. Frank B. Metzner | 5 Min. Lesezeit
Nur sein Notfallsender rettete einem Bogenschützen das Leben, nachdem er sich im Herbst 2022 in einem abgelegenen Teil der Wildnis in Colorado/USA an einer zurückgelassenen Pfeilspitze schwer verletzte. Laut einem Mitglied von „Routt County Search and Rescue (RCSAR)/USA“ wurde der Jäger oberhalb ...