Seinen Geruch eliminieren, dadurch für das Wild unsichtbar, weil unriechbar werden, verschafft ungeahnte Möglichkeiten bei der Jagd. Was in Nordamerika von Millionen Jägern erfolgreich angewandt wird, fasst allmählich auch in der Alten Welt Fuß. Autor Chris Eberhart jagt seit Jahrzehnten nur noch mit Geruchstarnung.
Text: Chris Eberhart
Übersetzung aus dem Englischen: Bernd Kamphuis
Schattengleich bewegen sich Schwarzbären durch die weiten Wälder des hohen Nordens. Zu Gehör bekommt man sie nur ganz selten. Jedes Mal, wenn ich sie jage, bin ich mir bewusst, dass sie jede Sekunde wie aus dem Nichts heraus auftauchen können. Und doch war ich überrascht, als sich aus dem scheinbar undurchdringlichen Fichtendickicht ein schwarzer Schatten löste. Kaum mehr als seinen Kopf schob der schwere Bär aus dem Dickicht heraus, um zu dem Luder jenseits der Rückegasse zu äugen. Durch die Äste und Blätter hindurch konnte ich den Schwarzbär nur schemenhaft sehen. Obwohl ich mich auf einem Baumstand befand, hatte ich den Bär im ansteigenden Gegenhang auf kaum 20 Meter fast auf Augenhöhe. Der Wind wehte von hinten und ging genau zu ihm rüber. Zehn unendlich lange Minuten stand er da, verhoffte ruhig, bewegte nur seinen Kopf, um alles genau abzuäugen und zu winden. Er schien zu wissen, dass sich hier ein Sitz befand, auch wenn in diesem Jahr noch kein Jäger hier gewesen war.
Dann richtete er sich auf, stand auf den Hinterbeinen und prüfte seine Umgebung nochmals nach Gefahren. Doch auch aus diesem Winkel und mit etwas anderem Wind nahm er mich nicht wirklich wahr. Ich hörte, wie er die Luft tief einsog. Er war so nah, dass ich den Glanz in seinen Sehern erkennen konnte, einzelne Haare und auch seine langen Krallen. Wer weiß, wie oft er meinen Sitz bereits umschlage...