Reminiscere, putzt die Gewehre. So lautet der erste Merkvers zur Frühjahrsbejagung des Vogels mit dem langen Gesicht. Quasimodogeinti, halt Jäger halt, jetzt brüten sie. Mit diesem Vers wird die Jagd beendet. Reminiscere ist der zweite Sonntag der Fastenzeit, Quasimodogeniti der erste Sonntag nach Ostern. Die Schnepfenjäger kannten also die Lebensweise der Schnepfen recht gut und hörten zu Beginn der Brutsaison mit der Jagd auf.
Text und Fotos Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel
Seit 1978 darf die Schnepfe bei uns nicht mehr beim Schnepfenstrich im Frühjahr bejagt werden. Der Zauber dieser Jagd im zeitigen Frühjahr ist nur schwer zu beschreiben und lässt sich jüngeren Jägern auch kaum mit Worten vermitteln. Die beim Schnepfenstrich erzielten Strecken waren recht gering (siehe Grafik), und die Zahl dabei erlegter Hähne war in den meisten Jahren wesentlich größer als die der Hennen. Es stellt sich nun die Frage, ob das aus Gründen des Artenschutzes durch eine europäische Vogelrichtlinie ausgesprochene Verbot der Frühjahrsbejagung tatsächlich gerechtfertigt ist. Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich Lebensweise und Fortpflanzung des Schnepfs etwas genauer anschauen.
Je nach Habitatbeschaffenheit und nach Witterung können Schnepfen Zugvögel oder Standvögel sein. Bei uns überwinternde Exemplare werden als Lagerschnepfen bezeichnet. Auch Zeitpunkt des Zuges und zurückgelegte Flugstrecken sind stark von der jeweiligen Witterung abhängig. Alleine deswegen und weil man Schnepfen in ihrem Lebensraum relativ schlecht beobachten oder gar zählen kann, schwanken die in verschiedenen Ländern erhobenen Besatzzahlen je nach Zählart und, so hat es den Anschein, auch nach Motivation des Zählenden gewaltig. So gehen verschiedene Wissenschaftler für Russland von einem Brutbestand vo...