Text Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel
Foto Adobe Stock (photocech)
Die Säugetiergruppe Cetartiodactyla, zu der das Wildschwein (Sus scrofa) gehört, umfasst die Paarhufer (Artiodactyla) und Wale (Cetacea). So seltsam es klingt, molekulargenetische und anatomische Merkmale beweisen, Huftiere und Wale sind im Laufe der Evolution aus einer gemeinsamen Vorfahrenart entstanden. Sie sind also nahe miteinander verwandt, haben sich aber an unterschiedliche Habitate angepasst. Paarhufer sind an Land lebende Pflanzenfresser (Herbivore). Ihre spezialisierten Verdauungstrakte, vor allem bei Wiederkäuern (Ruminantia), können auch schwerverdauliche Pflanzenkost nutzen. Außerdem sind Paarhufer meist sehr gute Läufer. Wale sind keine Pflanzenfresser. Zahnwale (Odontoceti) sind sogar effiziente Beutegreifer (Prädatoren), während Bartenwale (Mysticeti) mit Hilfe der Barten ihre tierische Nahrung, z. B. Krill, Plankton, kleine Fische, aus dem Meerwasser filtern. Aus den elastischen Barten wurden übrigens früher Korsettstangen gefertigt.
Wildschweine gehören innerhalb der Paarhufer zu den Echten Schweinen bzw. Altweltschweinen (Suidae), deren evolutionäre Entwicklung vor etwa 20 Millionen Jahren begann. Das ursprünglich weite Verbreitungsgebiet der Wildschweine von Westeuropa bis nach Südostasien deutet alleine schon darauf hin, dass die Art sehr anpassungsfähig und erfolgreich ist. Heute ist die Art sogar nahezu weltweit verbreitet, weil Menschen Wildschweine in Amerika und Australien sowie auf vielen Inseln ausgesetzt haben. Es wurden aber auch Hausschweine ausgesetzt, die im Laufe der Zeit wieder verwildert sind. Was macht aber nun die Wildschweine tatsächlich zu einer so erfolgreichen Art?
Die Sozialstruktur ist dabei eine wichtige Komponente. Bachen leben mit ihrem Nachwuchs in Rotten (Schu...