Text Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel
Illustration Zoltán Boros
Ursprünglich sind Trophäen Zeichen des Triumphs eines siegreichen Kriegers. Die Stirnwaffen von Hirsch und Reh werden ebenfalls als Trophäen bezeichnet, obwohl ihr eigentlicher Wert für den Erleger eher die Erinnerung an ein Jagderlebnis darstellt denn ein Siegeszeichen. Nun wird die Ausprägung des Geweihs seit langer Zeit als Hinweis auf den Gesundheitszustand und die Konstitution des Trägers gesehen. Diese Sichtweise, die ja nicht ganz unbegründet ist, wurde dann auf den ganzen Bestand übertragen. Möglichst viele Stücke mit möglichst starken Trophäen wurden und werden heute noch als Weiser für gesunde Bestände interpretiert. Entsprechend kam rasch der Gedanke auf, wie bei der Zucht von Haustieren und Vieh, auch beim Wild durch Abschuss der „schlecht Veranlagten“ und Schonung von „gut Veranlagten“ stärkere Trophäen zu züchten. Dieses Denken manifestiert sich bis heute in oft sehr detailreich ausgeschmückten Abschussrichtlinien, bei denen ein wenige Zentimeter langes Ende in der Krone über Leben und Tod eines Hirschs entscheidet. Der auch heute noch gewählte Umweg zur Rechtfertigung des daraus resultierenden sog. Trophäenkults, ist eben die starke Trophäe als Gesundheitsausweis. Bei unvoreingenommener Betrachtung erkennt man jedoch, dass der Zuchtgedanke im Zusammenhang mit Wild wegen zweier fundamentaler Fehler gescheitert ist. Einmal wird der Anteil des weiblichen Wildes bei der Vererbung völlig ausgeblendet, und zweitens lassen sich bei Wild, wenn es denn tatsächlich wild ist, grundlegende Voraussetzungen der Tierzucht nicht erfüllen.
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