Zu hohe Schalenwildbestände verhindern den Waldumbau, hört man oft. Es werde nicht genug gejagt, heißt es. In auffälligem und erstaunlichem Kontrast dazu wird aber auch immer wieder behauptet, hohe Wildbestände seien der Jagd zu verdanken, weil Arten gerade deshalb ihre Reproduktion ankurbelten. Die in diesem Zusammenhang immer wieder zitierten Beispiele sind Fuchs und Wolf. Beim Wolf drängt sich sofort die Frage auf, weshalb konnte man den denn zeitweilig ausrotten, wenn Jagd die Reproduktion ankurbelt? Ganz offensichtlich wird hier also je nach Tierart unterschiedlich argumentiert. Hirsch und Reh sollen scharf bejagt werden, damit die Bestände nicht ansteigen; Wolf und Fuchs sollen nicht bejagt werden, um weiteres Anwachsen der Besätze zu verhindern. Das passt nicht zusammen!
Ein für die Bestandeshöhe entscheidendes Kriterium ist die Beschaffenheit des Lebensraums einer Art. Jedes Habitat hat eine bestimmte Maximalkapazität, die von Nahrungsangebot und -verfügbarkeit, von der naturräumlichen Ausstattung, vom Klima, von der intra- und interspezifischen Konkurrenz und einigen anderen Faktoren bestimmt wird. Übersteigt die Individuenzahl die natürliche Kapazität des Habitats, wird sich die Mortalität erhöhen. Durch Evolution wird eine natürliche Anpassung der am besten an den Lebensraum angepassten Individuen erreicht. Dazu müssen nahezu zwangsläufig mehr Nachkommen produziert werden, als langfristig überleben können. Die natürliche Mortalität regelt dann, dass nur die Bestangepassten überleben. Wird die Individuenzahl geringer, als es die Kapazitätsgrenze erlaubt, werden mehr Individuen heranwachsen und sich fortpflanzen können. Dieses Wechselspiel zwischen Habitatkapazität und Natalität/Mortalität der betreffenden Art sorgt für ein Fließgleichgewicht. Häufig fällt übrig...