Schneeziegen sehen aus wie Wesen aus einer anderen Welt. Ihr dichtes weißes Haar zeigt an, dass sie für ein Leben in Eis und Kälte erschaffen sind. Sie stehen oberhalb der Baumgrenze, leben in den schroffsten Gebirgen Nordamerikas. Die Jagd auf sie ist hart und äußerst reizvoll. Und bezahlbar. Grund genug, sich mit den Billies und Nannies näher zu befassen.
Text: Kelly Ross
Übersetzung aus dem Englischen: Bernd Kamphuis
Fotos: Donald M. Jones, Kelly Ross
Nie werde ich das beklemmende Gefühl vergessen, als ich sah, wie die Schneeziege der Abbruchkante immer näher kam. Es war auf dem höchsten Grat des schroffen Nachbarhanges, wo sich das Drama abspielte. Ich hatte einen Jäger beobachtet, wie er sich an einen Billy (männliches Stück) herangepirscht hatte und auf nahe Distanz beschoss. Der Billy flüchtete taumelnd, schwer getroffen dem Abgrund entgegen. Nur 20 Meter waren es und es sah so aus, als würde die Schneeziege gleich zusammenbrechen. Als sie schon hintenüber zu kippen schien, mobilisierte sie die letzten Kräfte, machte noch zwei drei Sätze – und dann fanden die Schalen keinen Halt mehr. Gut 400 Meter stürzte sie ab, immer wieder an der steilen Wand an- und sich unzählige Male überschlagend.
Später am Tag traf ich den Jäger mit den Resten seiner Beute. Beide Hörner waren abgebrochen, die Decke hatte gehörig gelitten und viel verwertbares Wildbret war auch nicht übrig geblieben.
Auch wenn sich Szenen wie diese jedes Jahr ereignen, so müssten sie es im Grunde nicht. Denn wer sich früh genug mit den wichtigsten Regeln der Schneeziegenjagd beschäftigt, der wird nicht nur mit wunderbaren Erinnerungen an eine der härtesten...