Südamerikas endemische Hirscharten sind bisher wenig erforscht. Sie leben in oft schwer zugänglichen Regionen und sind wegen ihrer geringen Größe schwierig zu entdecken. Unser Autor hat es in einigen Reisen jedoch geschafft, Wissenswertes über die kleinen Hirscharten Südamerikas zusammenenzutragen.
Text: Prof. Dr. Hans Georg Schabel
Fotos: Prof. Dr. Hans Georg Schabel, Okapia
Wenn in Jägerkreisen, was nicht oft geschieht, überhaupt die Rede auf südamerikanische Hirsche kommt, dann meist im Zusammenhang mit in Argentinien bejagbarem Rot-, Axis-, Dam- und Sikawild, also Exoten. Eigentlich verwunderlich, wenn man bedenkt, dass in Ibero-Amerika insgesamt fünf Gattungen und mindestens 15 Arten einheimischer Hirsche nachgewiesen sind, wobei die genaue Zahl der Spießhirscharten (Mazama spp.) immer noch umstritten ist. Deren Seltenheit, heimliche Lebensweise und oft schier unzugänglichen Biotope mögen erklären, warum es bis heute über diese südamerikanischen Hirscharten nur ungenügende Kenntnisse gibt. Mehrere Arten, wie der Sumpfhirsch (Blastocerus dichotomus), Pampashirsch (Ozotocerus bezoarticus), Südanden- und Nordandenhirsch (Hippocamelus bisulcus und H. taruca) sowie zwei der Spießhirsche (M. nana, M. bororo) und der Südpudu (Pudu puda), gelten als stark gefährdet. Während die meisten dieser Hirsche in tropischen Bergwäldern, Steppen, Feuchtgebieten und Regenwäldern des nördlichen und östlichen Südamerikas zu Hause sind, bleiben die zwei Arten von Andenhirschen und der Südpudu auf wärmere Gebiete Chiles und Argentiniens beschränkt.