In Südtirol zu jagen, ist von besonderem Charme geprägt. Unser Autor jagt mittlerweile seit fast drei Jahrzehnten ab und an in einem bestimmten Revier und kann berichten, dass noch immer viel Wert auf Tradition gelegt wird und auch die Wildbestände Freude bereiten.
Text & Fotos Michael Herter
Unzählige Male war ich diese Straße am Zirler Berg, von Mittenwald kommend in Richtung Innsbruck schon gefahren. Kurz hinter dem Dörfchen Leithen geht es leicht bergab in den Wald hinein und in eine weite Rechtskurve, bevor es dann richtig steil wird. Links der Straße liegt gut einsehbar eine Waldwiese. Allerdings hatte ich noch nie beim Vorbeifahren irgendetwas Interessantes gesehen, doch heute blieb mein Blick sofort an mehreren dunklen Flecken hängen: Tatsächlich äste ein kleineres Rudel Gämsen in Steinwurfweite neben der Straße! Das musste doch ein vielversprechendes Vorzeichen für meine bevorstehende Gamsjagd sein! Rund zweieinhalb Stunden später kam ich im Antholzer Tal beim Haus meines Jagdführers Bernhard an. Mit ihm hatte ich schon mehrmals, auch zweimal erfolgreich, auf Gams gejagt. Aber unser letztes Zusammentreffen lag schon mehr als zwanzig Jahre zurück! Viel hatte sich zwischenzeitlich geändert: Damals waren wir beide noch Junggesellen, inzwischen langjährige Familienväter mit teilweise schon fast erwachsenen Kindern! Und auch wenn die ersten grauen Haare bei uns beiden diese lange Zeit nicht ganz verleugnen konnten, das Wiedersehen war sehr herzlich, und wir waren sofort wieder auf einer Wellenlänge. So ging uns an diesem Abend der Gesprächsstoff nicht aus, viel gab es zu erzählen, und natürlich spielte die morgen bevorstehende Jagd auch eine Rolle. Bernhard hatte eine seiner Lieblingsecken in d...