BfN spielt beim Wolf mit gezinkten Karten
Unsere Wölfe gehören zur mittel- und osteuropäischen Population. Sie unterscheiden sich biologisch nicht und stehen auch untereinander im genetischen Austausch. Der Bestand ist deshalb gesichert. Die Wölfe könnten, wie zum Beispiel in Frankreich oder Schweden, nach bestimmten Spielregeln entnommen und bejagt werden.
Doch das Bonner Bundesamt für Naturschutz (BfN) und auch das grün-rote Umweltministerium sehen das völlig anders. Deshalb müssen niedrige Wolfszahlen her. Der Deutsche Jagdverband stellt fest: „Das BfN rechnet den Bestand weiterhin klein.“ Die Zahlen des offiziellen Wolfsmonitorings hinken der tatsächlichen Entwicklung beträchtlich hinterher.
Gemäß den jetzt vom BfN veröffentlichten Bestandsdaten zum Wolf lebten im Monitoringjahr 2019/2020 in Deutschland 128 Rudel, zusätzlich 35 Paare sowie 10 territoriale Einzeltiere. Das wären weniger als 1.300 Wölfe.
Nach DJV Hochrechnungen lebten jedoch bereits im Frühjahr 2020 rund 1.800 Wölfe in Deutschland. Der DJV: Die Zahlen der Behörde seien über ein halbes Jahr alt und berücksichtigten den Nachwuchs vom Frühjahr 2020 nicht. Nach Angaben der offiziellen Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf liegt die Vermehrungsrate bei über 35 Prozent jährlich.
In Deutschland hat sich heute bereits ein Wolfsbestand etabliert, der weit über dem liegt, was in anderen europäischen Ländern als Gesamtbestand zugelassen wird. Im Nachbarland Frankreich ist beispielsweise die Untergrenze des günstigen Erhaltungszustandes der Wolfspopulation von 500 Individuen im Managementplan festgelegt. Gestützt auf Aussagen von Wissenschaftlern vertritt der DJV die Ansicht, dass der günstige Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland erreicht ist. Der DJV fordert daher ein aktives Wolfsmanagement, eine ökologische Raumplanung mit Wolfausschlussarealen, die Bestimmung eines Akzeptanzbestandes und die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht. Nur so ist dauerhaft das Zusammenleben und die Akzeptanz für den Wolf in der Kulturlandschaft sicherzustellen.
Die Konflikte nehmen derzeit nachweislich von Jahr zu Jahr zu. Bund und Ländern müssen handeln, meint der DJV und hat gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Forum Natur einen umfassenden Handlungsvorschlag „Wildtiermanagement Wolf“ vorgestellt. (https://www.jagdverband.de/sites/default/files/Wolf_Wildtiermanagement_2019.pdf )
Das BfN will aber nicht handeln, was die Bejagung des Wolfes angeht. Das hat die Präsidentin des Amtes, Beate Jessel, jetzt noch einmal unterstrichen. Sie ist dabei in Europa nicht allein. FACE, die Vereinigung der europäischen Jagdverbände, hat gerade den EU-Bericht „Status der Natur 2020“ kritisiert. Die Bewertung des Erhaltungszustandes der Wölfe durch die EU-Regierungen sei zumindest „irreführend". Eine Erfolgsgeschichte werde im Datenwust verschüttet. (https://www.face.eu/wp-content/uploads/2020/10/Report_LC_FACE_10_2020.pdf)
FACE stellt fest: Seit Jahren steigt in den meisten Ländern die Zahl der Wölfe, und ihre Territorien werden größer. Gleichzeitig beurteilen die europäischen Regierungen den Erhaltungszustand schlechter. Der ist aber für das Management der Wölfe und ihre eventuelle Bejagung entscheidend.
Es scheint, als wäre das Bundesamt für Naturschutz nicht der einzige Falschspieler am europäischen Kartentisch. rdb