Elchbullen im hohen Norden zu jagen, kann zu einem extremen Erlebnis werden. Wildnisjagden führen einen weit weg von der Zivilisation, man ist dem Wetter ausgesetzt und pirscht in unwegsamen Terrain. Berufsjägerin Cassidy Caron berichtet von einigen Abenteuern, die sie auf Elchjagden erlebt hat.
Text: Cassidy Caron, Compass Mountain Outfitters
Fotos: Cassidy Caron
Übersetzung aus dem Englischen: Bernd Kamphuis
Mein kondensierender Atem waberte durch die Luft und vermischte sich auflösend mit Nebelfetzen, als ich einen weiteren, nasal-sehnsuchtsvollen Kuhruf losgelassen hatte. Ein leichter Wind ging und Blatt um Blatt der Weiden und Birken segelte rot- oder gelbverfärbt auf den Waldboden. Unter uns gurgelte das Wasser eines Baches mit beruhigendem Klang vor sich hin, ehe sich bald der nahende kanadische Winter über den Fluss legen und ihn verstummen lassen würde. Aus der Richtung, in der ich den Elchbullen vermutete, war lediglich das leichte Rauschen des Windes und sich bewegender Äste zu hören. „Das funktioniert nicht“, dachte ich.
Ich schaute auf die Sonnenstrahlen, die über die zerklüfteten Bergrücken fielen und guckte dann wieder in den leeren Wald. Und da war er! Wie aus dem Nichts war der riesenhafte Bulle schon auf fünfzig Meter herangekommen! Ich konnte das Weiß in seinen wild rollenden Lichtern sehen, registrierte seine weit aufgerissenen Nüstern, aus denen kondensierende Atemwolken schossen. Gigantische Schaufeln trug er auf seinem Haupt, welches er im Rhythmus seines schaukelnden Ganges abwechselnd nach rechts und dann wieder nach links bewegte. Jetzt hörte ich auch, wie sein Geweih an den Ästen vorbeischrappte. Mir schlug das Herz bis zum Hals, für einen Moment versank ich geradezu in einer Welle aus Adrenalin. Es war das erste Mal, dass ich einen Elchbul...