Dass sich Jäger gegen nordamerikanisches Großwild mit Pfeil und Bogen verteidigten, kam schon häufiger vor, jedoch nur mit einer Pfeilspitze, das ist extrem selten. Hier berichten wir von einem solchen Fall vor zehn Jahren.
Text Dr. Frank B. Metzner Bilder Ralf Martini
Chad Dueck (53) aus Cranbrook, Britisch Kolumbien/Kanada war mit einem Jagdfreund am Abend des 1. Septembers 2015 auf der Bogenjagd, hielt nach Wapiti-Hirschen Ausschau. Er war nicht tief in den abgelegenen Wäldern wie sonst, sondern im Bereich bewässerter Felder unterwegs, nahe der Bundesstraße. Er wusste, dass die Aussicht auf zartes Grün die Hirsche anlocken würde und rechnete fest mit Anblick.
Gegen 19.30 Uhr hockte Chad in einem behelfsmäßigen Bodenansitz und sah plötzlich eine führende Bärin in etwa fünfzig Metern Entfernung. Durch lautes Rufen versuchte er, das Raubtier auf sich aufmerksam zu machen und so zu vertreiben. Doch das klappte nicht, sie nahm den Fang hoch, witterte kurz, eräugte ihn und griff an. Es entbrannte ein kurzer, heftiger Kampf.
Chad: „Mein Glück war, dass ich meinen Bogen mit einem Pfeil auf der Sehne in meiner linken Hand hielt und die Bärin kommen sah. Leider schaffte ich es nicht mehr, meine Waffe zu spannen, es ging einfach zu schnell. Sie packte mich und schüttelte mich mit aller Kraft. Mir war sofort klar, in welcher schlechten Situation ich mich befand, ich spürte ihre brachiale Kraft, drückte sie weg und stieß mehrfach mit dem Pfeil in ihre Weichteile. Ich stach schnell zu, aber absichtlich nicht tief, da mir klar war, dass ich so meine Pfeilspitze besser einsetzen konnte. Auch war die Gefahr, dass der Pfeil abbrechen würde – wie bei einem tiefen Stich bis zur Mitte des Schaftes – nicht so hoch. Mein Plan ging auf, sie ließ von mir ab und verschwand mit ihren Jungen. Da...