Früher fuhr Mario Marquardt zur See, heute verziert er eichenloh-gegerbtes Rindsleder mit Ornamenten, filigranen Mustern und schönen Bildern. Zu seinen prominentesten Kunden zählten der Scheich von Bahrain und der König von Thailand. Der 73-jährige Hamburger ist einer der letzten Punzer des Landes. Wir haben ihn in seiner Werkstatt besucht.
Text Anna Lena Kaufmann
Fotos Christina Czybik
Mario Marquardt ist eine kleine große Sensation. Alle wichtigen überregionalen Zeitungen haben schon über ihn geschrieben – von der Bild über die Frankfurter Allgemeine Zeitung bis hin zur Welt. Er war zu Gast bei der Sendung „Talk op Platt“ im NDR Fernsehen und NTV berichtete über den „letzten Mohikaner“. Stolz ist der Hamburger Lederkunsthandwerker nicht darauf, einer der letzten seiner Art zu sein, „aber es ist ganz beruhigend, dass die Leute nirgendwo anders hingehen können“.
Den Anfang nahm alles mit einem Sattel, genau genommen mit einem Cowboysattel. Mario Marquardt brachte ihn von einer seiner vielen Seefahrten aus den USA mit. Das war in seinem „ersten Leben“, wie er selbst sagt. Jenen Sattel tauschte der ehemalige Chief Steward der Reederei Hapag-Lloyd bei einem Landgang in Schweden – er besuchte seine damalige Freundin, die auf einem Bauernhof mit Pferden lebte – gegen einen Armeesattel ein, welchen er wiederum bei der nächsten Gelegenheit gegen einen neuen Cowboysattel einlösen wollte. Dazu kam es allerdings nicht. Also „baute“ er sich selbst einen Sattel und stellte schnell fest, dass man „mit Leder mehr machen kann als mit Tauwerk“ – der Beginn einer Leidenschaft. Zuvor fertigte er zum Zeitvertreib an Bord Buddelschiffe oder Zierknoten.