Text: Rolf D. Baldus und Günter Kraus
Ein Staudamm und ein Kraftwerk werden an der „Stiegler’s Gorge“ gebaut. Auf Deutsch heißt sie die „Stiegler Schlucht“. Auf mehreren Kilometern zwängt sich hier der gewaltige Rufiji über Stromschnellen durch eine enge Schlucht. Wer eigentlich der Namensgeber war, lag bisher im Dunklen. Er sei Schweizer Ingenieur gewesen, hieß es. Andere Quellen sprachen von einem Deutschen. Der habe zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts im Auftrag der deutschen Kolonialverwaltung die Möglichkeiten einer Brücke über die Schlucht prüfen sollen und sei schließlich auf der Jagd von einem Elefanten getötet worden.
Eine Recherche mit Hilfe von Nachfahren des Ingenieurs brachte Einzelheiten ans Licht. Franz Stiegler wurde am Ammersee in Bayern geboren, wahrscheinlich kurz nach 1877 in Dießen. Sein Vater Franz war Baumeister, und der Sohn wurde Tiefbau-Ingenieur. Er wanderte als junger Mann nach Deutsch-Ostafrika aus. Dort wurde er Leiter einer Expedition zur Erforschung des Rufiji-Flusses. Stiegler und deutsche sowie einheimische Mitarbeiter marschierten über Monate den breiten Fluss entlang. Sie lebten in Zelten und führten trigonometrische Messungen und ähnliche Tätigkeiten durch. Es ging dabei um Fragen der Hydrologie, der Schiffbarkeit und der allgemeinen Landeskunde. Am 27. August 1908 wurde in Hamburg ein Raddampfer verladen, der den Unterlauf des Rufiji befahren sollte.
Am Flussufer gab es das eine oder andere kleine Dorf, vor allem aber viel Wild. Stiegler berichtet in einer Karte an seine Schwester Mona zu Hause, dass in der Nähe der „Pangani-Schnellen“, die später nach ihm benannt werden sollten, ein Löwe das Lager angegriffen habe. Ein Afrikaner wurde dabei ernsthaft am Kopf verletzt.
Stiegler stammte aus einer Jägerfamilie. Dem Amtlichen Anzeiger...