Schwarzbären stehen nicht unbedingt in dem Ruf, Menschen zu jagen, zu töten und zu fressen. Doch wenn sie erst einmal gelernt haben, wie leicht sie an diese Art Beute herankommen, dann sind sie eine tödliche Gefahr.
Text Ted Gorsline
Zeichnungen Zoltán Boros
An einem strahlenden Maimorgen 1978 kam ein Anruf vom Ministerium für Naturressourcen im kanadischen Ontario, um mitzuteilen, ein Schwarzbär habe gerade drei Jugendliche am Lone Creek im Algonquin-Provinzpark getötet und gefressen. Ich machte mich sofort in den Park auf. Die Leichen waren noch an Ort und Stelle, als ich dort ankam.
Gerichtsmediziner stöberten gerade in Haufen von Bärendung und sammelten die Haare, Knochen- und Fleischsplitter der drei Jugendlichen ein, die von einem offenbar ganz normalen Schwarzbären gefressen worden waren. Dort traf ich auch auf den Chef-Bärenbiologen der Provinz, George Kolenosky. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, warum der Bär die Jungen getötet hatte. Als sie abfuhren, waren sie jedoch um einiges verwirrter als bei ihrer Ankunft. Nach meiner Erfahrung ist das bei Bärenexperten nichts Ungewöhnliches.
Ich hatte Kolenoskys Arbeit jahrelang verfolgt. Er wusste mehr über Schwarzbären als jeder andere, dem ich je begegnet bin. George war verblüfft über den Lone Creek-Menschenfresser. Ich konnte dann beobachten, wie bei ihm allmählich die Erkenntnis reifte, dass ganz normale Schwarzbären manchmal Menschen als Nahrung jagen und töten. Im „North Bay Nugget“ vom 17. Mai 1978 wurde er mit den Worten zitiert: „Jeder Bär hat seine eigene Persönlichkeit, genau wie der Mensch, und ihre Handlungen sind unvorhersehbar.“ Der amerikanische Bärenschriftsteller Ben East war Jahrzehnte zuvor zu der gleichen Schlussfolgerung gekommen.
Nicht nur der menschenfressende Schwa...