Jeder, der sich im Innersten als das sieht, was man früher einmal ungestraft Großwildjäger nennen durfte, sollte mindestens einmal in seinem Leben dem Powell-Cotton-Museum in der englischen Grafschaft Kent einen Besuch abgestattet haben. Und sich dafür wirklich Zeit nehmen – viel Zeit !
Text: Dr. Christian Carl Willinger
Fotos: Wikimedia Commons, Dr. Christian Carl Willinger
In England gibt es eine ganze Reihe von Pilgerstätten für den Jäger von Welt. Die assyrischen Löwenjagdreliefs im British Museum zum Beispiel, das Naturhistorische Museum im Londoner Stadtteil Kensington, das Jagdmuseum von Dunrobin Castle, die Schauräume von Holland&Holland und natürlich die vielen einschlägigen Etablissements, wo man sich höchst stilvoll einkleiden,
bewaffnen und ausrüsten kann, sofern man etwas Kleingeld im Portemonnaie hat. Ich sage nur Purdey, Evans, Westley-Richards, Rigby, Swane-Adeney, Maxwell, Lobb, Locke, Saville Row. Und dann noch all die schottischen Anbieter.
Quex House, das Heim der Familie Powell-Cotton, ist ein typisches englisches Landhaus des Großbürgertums vergangener Zeiten. Im Vergleich zu aristokratischen Residenzen kann man es bescheiden nennen, und dennoch imponiert das Gebäude als höchst stattliches Anwesen. Das Haus steht inmitten eines Parks von 105 Hektar. Die großzügigen Räumlichkeiten, insbesondere Eingangshalle, Stiegenhaus und Bibliothek zeigen durchwegs jene herb-maskuline, jene sattellederne Eleganz der viktorianischen Ära, welche durch dunkle Eichentäfelungen, elaborierte Deckenstukkaturen und schweres Mobiliar aus Eiche und Mahagoni gekennzeichnet ist. Das Gästezimmer sowie das Boudoir, wohin sich die Damen nach dem Dinner gerne zurückzogen, sind in ihrem Stil leichter gehal...