So geschehen zu Charlton Abbotts, den 3. August des Jahres MMII, wobei gleich eingangs mit Rilke gesagt sein soll: „Der Sommer war sehr groß.“
Text und Fotos: B. Graf von Quadt
Das war im dritten meiner englischen Jahre. Das Revier hatte ich inzwischen so weit kennengelernt und grad viele wirklich unbekannte Ecken gab es nicht mehr darin. Ich lebte zu der Zeit in Deutschland, hatte aber die beste aller inzwischen Ehefrauen noch nicht kennengelernt und war daher in meiner Urlaubsplanung gänzlich frei. Somit war’s ein Klares, dass ich die kleine Zeitenwende da verbringen würde, wo der Mensch hingehört: im Wald.
Apropos kleine Zeitenwende: auch wenn das weder meteorologisch noch astronomisch richtig ist – die Zeitenwende im Sommer ist für mich immer der Wechsel vom Juli in den August gewesen. Johannistag ist dann schon einen guten Mond vorbei, aber erst jetzt merkt man, wie die Nächte ganz allmählich länger werden, wie das Jahr sich bergab neigt und die Tage schneller laufen. Jetzt ist die Hohe Zeit des Rehwildes, der Moment des Jahres, dem ich am meisten entgegenfiebere, und vielleicht auch deswegen Zeitenwende: ein langes Frühjahr, ein schier nicht enden wollender Frühsommer, Hundstage, die nie vorbei gehen – all das muss ich abwarten, bis ich wieder frische Fegestellen im Wald sehe, bis ich frisch aufgeworfenen Waldboden rieche, da, wo der Alte geplätzt hat, als wollte er sagen: „Obacht, jenseits dieser Demarkationslinie hängen die Watschen dicht an dicht am Strauch“, bis wieder Blattzeit ist. Danach geht alles recht schnell: Rehbrunft, Hirschbrunft, Dambrunft, schnelle Gockeln, wilde Sauen, und dann fängt die Warterei wieder an. Zeitenwende eben.
Jagdherr Tristan und Jagdfreund Georges hatten gebeten, dass ich etwas früher anreise – so um den 22. Juli schon – auch wenn es...