Allein ein paar Tage in freier Wildbahn, die Ruhe genießend und alle Sinne auf das Wild gerichtet. In einem weit abgelegenen Moorgebiet jagt JI-Autor Chris in der späten Brunft auf einen Hirsch. Ohne Luxus, im Zelt die Nächte verbringend, das Magenknurren mit Dosenfutter bekämpfend – Tage, die nur für einen Jäger genussvoll sein können. Mehr als das, für den Autor sogar die reinste Katharsis, Psychohygiene durch Jagd!
Text: Chris Mozolowski
Fotos: Erich Marek, Chris Mozolowski
Ich mache einen vorsichtigen Schritt. Noch einen. Der schwere Sack auf meinem Rücken macht den Balanceakt nicht wirklich einfacher, ich muss aufpassen, nicht an den wenigen Grasinseln im Sumpf vorbeizutreten, sonst lande ich im kalten Moorwasser. Vorsichtig den nächsten Schritt gesetzt. Und wieder einer … Die sumpfige Erde gibt die Füße nur widerwillig und mit einem schmatzenden Geräusch frei. Der Boden schwankt und tanzt unter mir, aber er hält – meistens …
Die vielleicht 20 Kilo schwere Ladung rutscht auf meiner Schulter hin und her. Nur noch zehn, vielleicht zwölf Schritte bis zum festen, trockenen Boden. Dort eine ersehnte kurze Pause, bevor es wieder losgeht, um die nächste Portion zu holen. Dann aber bricht mein rechter Fuß durch und ich stecke bis über das Knie fest! Der Sack mit dem Wildbret segelt mir über den Kopf. Instinktiv werfe ich mich nach hinten und lande prompt auf dem Rücken in einem kleinen Wassertümpel, den ich gerade eben zu umlaufen versucht hatte. Das Knie schreit im Protest! Und ich fluche! Und fluche! Verfluche mich selbst – meine Dummheit, in diesem verdammten Sumpf überhaupt jagen zu wollen! Und die unverzeihliche Tatsache, dass ich mich für den Schuss entschieden habe. Und vor allem verfluche ich mein krankhaft aufgeblasenes Ego, das mir dazu geraten hat, die Beute ganz a...