Frauen werden selten Berufsjägerinnen. Und noch seltener üben sie diesen Beruf tatsächlich aus. Die körperlichen Anstrengungen sind hart, das Leben über lange Zeit im Busch ist entbehrungsreich und längst nicht immer rosig. Doch Cassidy Caron hat das alles nicht abgeschreckt. Im Gegenteil, sie ist mit Haut und Haaren Jägerin – und ihre ganz große Leidenschaft gilt den Wildschafen.
Text und Fotos: Cassidy Caron
Übersetzung aus dem Englischen: Bernd Kamphuis
An dem alten Spruch „Es liegt dir im Blut.“ ist viel Wahres dran. Soweit zurück ich mich erinnern kann, hat mich die Natur in ihren Bann gezogen.
Als ich im Kindergartenalter war, begleitete ich meinen Vater zur Vogeljagd. Er schoss eine Grouse, die auf den Weg fiel, ich rannte sofort los, die Steine knirschten unter meinen Gummistiefeln und ich schnappte mir den Vogel. Ich wollte unbedingt die erste sein, die den Vogel aufnahm, war fasziniert von der Schönheit, studierte die Farben und Details seiner Federn und spürte die Wärme seines Körpers in meinen kleinen Händen.
Das Töten an sich stand nie im Vordergrund, war immer ein natürlicher Teil der Jagd. Es war einfach in mir, schon in ganz jungen Jahren, dass ich die selbstverständliche und uralte Verknüpfung zwischen Räuber und Beute akzeptierte. Als etwas Ursprüngliches. Etwas Heiliges. Als Ruf des Schicksals.
Aufgewachsen bin ich in den Rocky Mountains von Britisch-Kolumbien. Mein Vater, ein passionierter Jäger, nahm mich auf meine erste Großwildjagd mit, als ich neun war. Wir ritten in die Berge, schlugen unser Zelt auf und kampierten. Es war Oktober, ungemütlich und kalt, aber nicht beängstigend. Wir haben damals nicht ein Stück Wild gesehen und trotzdem konnte ich es kaum erwarten, wieder in die Wildnis zurückzukehren.
Ein Jahr später nahm mein Vater mich wieder m...