Hendrik Lott jagt seit einigen Jahren nur noch ohne Zielfernrohr. In Kanada wollte er sich seinen Traum der Wildnisjagd erfüllen. Ob er nah genug an das Wild herangekommen ist, davon weiß sein Jagdfreund, der Jäger und Jagdfilmer Sebastian Steinbrink zu berichten.
Text und Fotos: Sebastian Steinbrink
Wapp-Wapp-Wapp-Wapp … Der Wind der Helikopter-Turbine zerrt an Gras und Sträuchern. Mit gebeugten Häuptern entladen wir den Hubschrauber. Ein letzter Gruß, dann steigt die Maschine auf und wir sind allein. Ich stehe mit Jagdführer Ron und meinem Freund Henrik an einem Bergsee in den Mackenzie Mountains, ein paar Flugstunden von der Zivilisation entfernt. Ich filme Henriks Jagd auf Elch und Karibu. Einen Elch hat Henrik schon vor ein paar Tagen in einer anderen Ecke des 2,5 Millionen Hektar großen Jagdgebietes erlegt. Dann haben wir auf das Einsetzen der Bergkaribu-Migration gewartet, und Outfitter Werner hat uns schließlich in dieses Hochplateau fliegen lassen, in dem festen Glauben, dass wir hier oben Karibus finden.
Es ist ein malerisch schöner Bergsee, an dem wir unser Camp aufschlagen. Namenlos, wie fast alle Flüsse und Bergketten hier. Die Gipfel der umliegenden Berge spiegeln sich auf der still liegenden Wasseroberfläche. In Mitteleuropa wäre dieser Platz vom Massentourismus längst ausgeschlachtet worden. Aber hierher gelangt man nur mit Buschflugzeug oder Helikopter in mehrstündigen Flügen, teuer und anstrengend.
Keine Straße, keine Siedlung weit und breit. Nur Wild und ab und an Jäger. In einem Jagdgebiet, das so ursprünglich ist wie kaum ein anderes. Hier ziehen Elch, Karibu, Grizzly, Dallschaf, Schneeziege, Wolf sowie Vielfraß und Schwarzbär ihre Fährte oder Spur – und ei...