Chlasi war Bauer und Jäger. Viele Jahrzehnte hat er auf seiner Hochalpe gelebt, Vieh gehütet und wenn’s ging, Gämsen gejagt. Der Blick auf den alten Chlasi, auf sein eremitisches, einfaches Leben in den Schweizer Bergen, ist wie ein Blick in die Vergangenheit. Peter Vonow ist mit ihm auf die Pirsch gegangen.
Text und Fotos: Peter Vonow
Die Patent-Jagd in den Schweizer Bergen dauert nur wenige Wochen im Jahr. Eine ursprüngliche Jagd, die in der Bevölkerung tief verwurzelt ist. Der Herbst ist Jagdzeit. Wenn die Heuernte eingebracht ist, bleibt auch für manchen Bauern Zeit, seiner Passion zu frönen. Doch es gibt nur noch ganz wenige von diesen genügsamen Berglern, die in der Abgeschiedenheit ihr Dasein fristen, wie Chlasi Wieland es einst tat.
Nicht dass sie da in der Einsamkeit hätten bleiben müssen. Im Gegenteil. Sie liebten ihre kleine überschaubare Welt mit Herz und Geist. Wohl wissend, dass im Tale das Leben einfacher und einträglicher, aber auch hektischer und unpersönlicher war. Weisheit kann man nicht lernen, man wird sie vielleicht erfahren, wenn man Glück hat.
Chlasi war so ein Naturtalent. Er hatte aber auch ausländische Jagdzeitschriften, sogar Kulturmagazine abonniert. Er war ziemlich gebildet und trotzdem liebte er das Einfache. Es sei überhaupt nie langweilig hier oben, sagte er und lächelte dabei auf seine unnachahmliche Art, wenn er auf sein Eremiten-Dasein angesprochen wurde. Es sei immer wieder anders, auch wenn es für die Talbewohner und Besucher immer gleich ausschaue.
Vor 66 Jahren löste Chlasi Wieland sein erstes Jagd-Patent. Er war sehr passioniert, nur zweimal konnte er im Krieg nicht auf die Jagd. Sein Leben lang war er Bauer und Jäger. Mit seinem Ross hat er im Winter die Kinder oft von Sigg nach Valzeina zur Schule gebracht o...