Mit seinem 1981 erschienenen Buch „Jagen zwischen Namib und Kalahari“ hat Castell-Rüdenhausen viele Menschen inspiriert, hat Namibia unzähligen deutschsprachigen Jägern näher gebracht. Unser Autor erinnert sich an die gemeinsam erlebten Jagden mit Castell-Rüdenhausen, an manch skurrile Eigenschaft des Jagdführers – und vor allem an einen sympathischen und originellen Menschen.
Text & Fotos Johann Hendrik Mohr
Meine erste Jagdreise nach Afrika im Jahr 1982 hatte „Vergenoeg“ zum Ziel, eine Farm im Norden des damaligen Südwest-Afrikas an der Grenze zur Etoschapfanne. Die deutschen Eigentümer hatten den Berufsjäger Hubertus Graf zu Castell-Rüdenhausen gebeten, unsere Jagdführung zu übernehmen.
Wir wurden einem zierlichen älteren Herrn anvertraut, der trotz des verwaschenen Khaki-Anzuges und des kess seitwärts aufgestülpten Schutztruppenhutes in nichts dem „White Hunter“ glich, der mir aus den Werken Hemingways und Ruarks vertraut war. Auf den ersten Blick hätte man ihm eher den Umgang mit Schmetterlingsnetz und Botanisiertrommel zugetraut als mit einer Elefantenbüchse. Aber letztere war damals in Namibia nicht nötig, und der Graf ging ohnedies nur selten bewaffnet zur Jagd. Seine Stärken lagen woanders, wie ich noch erkennen sollte.
Es blieb nicht bei „Vergenoeg“. In den folgenden Jahren waren wir häufig gemeinsam in Namibia unterwegs und ich habe Graf Castell als Jäger kennen und als Menschen schätzen gelernt. Sein Wissen um Natur, Geschichte, Land und Leute war umfassend und er wusste Historisches und Anekdotisches am Abend beim Lagerfeuer oder vor dem Kamin köstlich zu erzählen.
Politische Diskussionen mied er. Das war nicht seine Welt. ...