In Afrika fallen auch heute noch viele Menschen Löwen, Leoparden, Hyänen und Krokodilen zum Opfer. Unser Autor lebt in Afrika, hat sich lange und intensiv mit der Jagd auf diese Problemtiere beschäftigt. Er hat nachts Löwen gejagt, die zuvor Menschen getötet hatten, ist in Flüsse gesprungen, um beschossene Krokodile am Hinterlauf zu packen, bevor sie im Fluss verschwinden konnten. Seine Erlebnisse und die daraus folgenden Ableitungen sind einmalig.
Text: Ludwig Siege
Fotos: Ludwig Siege, Michael Viljoen
Adino hockt mit einer Sichel in der Hand im Gras. Es ist elf Uhr morgens, die Sonne brennt gnadenlos herunter, 36 Grad im Schatten, aber wo Adino hockt, gibt es keinen Schatten. Das äthiopische Rift-Valley (Grabenbruch), in der die Metahara-Zuckerrohrplantage liegt, ist seit eineinhalb Jahren im Griff einer extremen Trockenheit. Außerhalb der Zuckerplantage gibt es schon lange kein Futter mehr für die Kühe und Adinos Dorf hat mittlerweile 90 Prozent der Rinder verloren. Die Plantagenverwaltung erlaubt Adino und seinem Schwager, das Gras auf den frisch geernteten Flächen zu schneiden. Ganz uneigennützig ist das nicht, denn Gras ist Unkraut und müsste sonst von bezahlten Arbeitern geschnitten werden.
Meterhohes Zuckerrohr und frisch geerntete Flächen wechseln sich ab. Das Zuckerrohr steht wie eine undurchdringliche grüne Wand hinter Adino und seinem Schwager. Beide wissen, dass die ca. 300 mal 300 Meter großen Flächen voller Warzenschweine und Buschböcke sind, die hier ideale Bedingungen vorfinden: Zuckerrohr ist für das Wild eine Delikatesse und die Bewässerungsgräben sind immer voll frischem Wasser. Hinzu kommt die Deckung im fast undurchdringlichen Zuckerrohr, die das geräuschlose Pirschen unmöglich macht.
Richtung Norden, nur ca. 300 Meter entfernt, schützt ein drei Meter...